SCHÖNE BESCHERUNG. WÖHLER WANDELT SICH - PLAKAT AUCH

Richtungsstreit um Reformen /2


Heftig fielen die Schülerproteste am Wöhler in den Jahren     1968 ff. aus. 

Die folgenden, allseitigen Lern- prozesse brach- ten erstaunliche "klimatische" Veränderungen, die Prof. Frank- Olaf Radtke, damals  Soziolo-gie-Student, aber auch "Hilfslehrer an dem Gymnasium,      anschaulich schildert.  In dem liberalen, "guten Klima" konnten auf Streetart und Abitur-Plakate sich entwickeln 
Folge 2 in der kleinen Reihe "Schulbesuch mit..    Bild anklicken.


 PISA und die Folgen... /1

    In Paris und Berlin vor 20 Jahren, kurz vor dem    Nikolaus-Tag 2001 Ergebnisse  eines unbekannten "Programme  for Internationalen Student  Assessment" vorgestellt.

Blitzschnell bekannter als PISA-Studie - mit weitreichenden Folgen.
Die mittelmäßigen Ergebnisse der deutschen Schüler und die unzureichende Förderung benachteiligter Schüler-Gruppen schreckten die deutsche Öffentlichkeit auf und verdunkelten das helle Selbstbild der "Bildungsnation."



Mit den Folgen dieser ersten Studie könnte die zunehmende Verbreitung von elterlichen "Mut-Mach"-Plakaten zum Abitur - z. B. an der Wöhlerschule - indirekt   zusammenhängen. Das klingt  konstruiert - oder?

Mit der Kontroverse um diese vergleichende  internationale Erhebung der OECD wuchsen jedenfalls zuerst die Anforderungen an das Schulsystem und dann offenbar die Anstrengungen in den Schulen: durch einheitliche Standards, verkürzte Schulzeit (G8) und das länderweite Zentralabitur.
Mit wachsendem Interesse&Engagement verfolgten auch Eltern diese Entwicklung, bemüht ihre Schulkinder zu unterstützen - wie dies Allensbach-Umfragen belegen. 


        Vor diesem Hintergrund wurden dann zwischen 2002 und 2006 immer häufiger  - neben Graffitis und Abi-Postern der  Schüler - auch Plakate von Eltern an den Schulzäunen gesichtet. Professioneller, aufwendiger, dabei persönlich, liebevoll, überwiegend einfallsreich von ernst bis heiter. Glück wünschten sie den angehenden Abiturienten und feuerten sie an.  Zufall? Oder Ausdruck des stärkeren Engagements der Eltern angesichts der neuen Herausforderung im Schulsystem? -  

PROF. FRANK-OLAF RADTKE
Nicht nur dazu haben wir den renommierten Frankfurter Erziehungswissenschaftler Frank-Olaf Radtke bei einem Schulbesuch im Wöhler befragt. Er besuchte die Wöhler-Schule - ab 1956 zunächst im Gebäude der heutigen Max-Beckmann-Schule; 1965 Abitur (in Latein mit einem Text von Seneca). Unterrichtete Wirtschaft- und Sozialwissenschaft während seines Soziologie-Studiums (u.a. bei Adorno und Habermas) im Rahmen eines Versuchs in der Oberstufe am Wöhler . Promovierte, begleitete Schulversuche wissenschaftlich und habilitierte sich in Bielefeld. Untersuchte schließlich als Hochschullehrer u.a. die wissenschaftlichen Grundlagen der Lehrerbildung (Titel des Buches: "Wissen und Können") und viele Fragen der Bildungs- und Schulentwicklung. Ein vielseitiger Experte also - auch als Wöhler-Schüler, Wöhler-Lehrer und als Hochschullehrer für spätere Wöhler-Lehrer.-

Prof. Radtke im Gespräch mit Studienleiter Antacido

Nach Frankfurt kehrte er 1994 zurück. Als Professor auf dem Lehrstuhl für allgemeine Erziehungswissenschaft der Goethe Universität. Gemäß seiner thematischen Ausrichtung ist er u.a. Mitglied im Rat für Migration.

In den Diskussionen um die PISA-Studien hat Radtke übrigens gemeinsam mit anderen führenden Erziehungswissenschaftlern  "fünf Einsprüche" gegen die reine Ökonomisierung der  Bildung veröffentlicht. In mehreren kurzen Videobeiträgen, die hier in lockerer Folge gezeigt werden, spricht Radtke über die PISA-Studie, aber auch über Migration ("institutionelle Diskriminierung"), zukünftige Aufgabenstellungen und auch über Abi-Plakate - begleitet von Procolino Antacido, dem Studienleiter des Gymnasiums.

LEGAL- ILLEGAL 

Graffiti, als Vorläufer der Abi-Plakaten schon in den 90zigern am Wöhler üblich,  waren übrigens Thema im Test der Lesekompetenz bei dem ersten PISA-Test. - Schöner Zufall. Oder kannten die PISA-Forscher das Wöhler? -  In der betreffenden PISA-Frage werden Graffiti allerdings noch pauschal in einem Satz als illegal abgetan: "Graffiti sind verbotene Malereien und Schrift an Wänden und anderswo." (s.u.) Am Dornbusch war das Wöhler schon weiter. Graffiti waren auf dem plattierten Eingang zu Abi-Zeiten erlaubt - und die Stadt veranstaltet inzwischen offizielle Graffiti-Aktionen.  In der Freiluftgalerie Frankfurt können Graffiti-Künstler Freiflächen legal nutzen.

      1996




PISA-Studie: Testfrage zur Lesekompetenz

Aber hier noch die erste Frage aus der "Graffiti"-Unit. Bitte lesen Sie zwei Briefe und beantworten die Aufgabe:

 "Ich koche vor Wut, die Schulwand wird nämlich gerade zum vierten Mal gereinigt und frisch gestrichen, um Graffiti wegzubekommen. Kreativität ist bewundernswert, aber die Leute sollten Ausdrucksformen finden, die der Gesellschaft keine zusätzlichen Kosten aufbürden. Warum schädigt ihr den Ruf junger Leute, indem ihr Graffiti malt, wo es verboten ist? Professionelle Künstler hängen ihre Bilder doch auch nicht in den Straßen auf, oder? Stattdessen suchen sie sich Geldgeber und kommen durch legale Ausstellungen zu Ruhm. Meiner Meinung nach sind Gebäude, Zäune und Parkbänke an sich schon Kunstwerke. Es ist wirklich armselig, diese Architektur mit Graffiti zu verschandeln, und außerdem zerstört die Methode die Ozonschicht. Wirklich, ich kann nicht begreifen, warum diese kriminellen Künstler sich so viel Mühe machen, wo ihre „Kunstwerke“ doch bloß immer wieder beseitigt werden und keiner sie mehr sieht. 

Helga" 


Über Geschmack lässt sich streiten. Die Gesell-schaft ist voll von Kommunikation und Werbung. Firmenlo-gos, Ladenna-men. Große, aufdringliche Plakate in den Straßen. Sind sie akzeptabel? Ja, meistens. Sind Graffiti akzeptabel? Manche Leute sagen ja, manche nein. Wer zahlt den Preis für die Graffiti? Wer zahlt letzten Endes den Preis für die Werbung? Richtig! Der Verbraucher. Haben die Leute, die Reklametafeln aufstellen, dich um Erlaubnis gebeten? Nein. Sollten also die Graffiti-Maler dies tun? Ist das nicht alles nur eine Frage der Kommunikation – der eigene Name, die Namen von Banden und die großen Kunstwerke auf offener Straße? Denk mal an die gestreiften und karierten Kleider, die vor ein paar Jahren in den Läden auftauchten. Und an die Skibekleidung. Die Muster und die Farben waren direkt von den bunten Betonwänden geklaut. Es ist schon komisch, dass die Leute diese Muster und Farben akzeptieren und bewundern, während sie Graffiti in demselben Stil scheußlich finden. Harte Zeiten für die Kunst. 

Sophia" 

Die beiden Briefe auf der gegenüberliegenden Seite kommen aus dem Internet, und es geht in ihnen um Graffiti. Graffiti sind verbotene Malereien und Schrift an Wänden und anderswo. Beziehe dich auf die Briefe, um die anschließenden Fragen zu beantworten. 

Frage 11: GRAFFITI 

Die Absicht der beiden Briefe ist, 

A zu erklären, was Graffiti sind. 

B Meinungen zu Graffiti zu äußern. 

C die Popularität von Graffiti zu beweisen. 

D den Leuten mitzuteilen, wie viel ausgegeben wird, um Graffiti zu entfernen. 

Weitere Fragen hier:





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