Ruck a la Herzog. Deutsch-Klausur mit Kultusministern/innen

Über die durchschnittliche Abi-Noten der Bundesländer wird auch in diesem Sommer aufs neue mit uralten Argumenten gestritten. Im nächsten Jahr sollte mehr über Inhalte als über die zweite Stelle hinterm Komma bei den Noten diskutiert werden. Die Kultusminister/innen könnten einen außergewöhnlichen mutigen Beitrag leisten. Mit einem Ruck a la Herzog...

Bayern ist Rekordmeister.  In der Fußball-Bundesliga so wie auch bei der Abi-Durchschnittsnote - Amen. Mit 2,23 erzielten die hessischen Abiturienten 2022 den besten Notendurchschnitt seit Einführung des hessenweiten Abiturs. Ähnlich der Trend in anderen Bundesländern.
Bayern liegt indes  an der Spitze bei 2,14 - zum Vergleich. Der Vorsprung beträgt 0,09 Prozentpunkte. In Bayern gehört der "Faust" demnächst nicht mehr zur Pflichtlektüre. Wie stehts um den gemeinsamen Kanon? Am besten beginnen die Kultusminister (Studi-Kürzel: KuMi) mit einer gemeinsamen praktischen Übung und schreiben testweise diejweiligen Deutsch-Klausuren mit. Dann läuft 2023 die ganze Riege der Kultusministerkonferenz auf - jeweils mit Länderwechsel. Lorz aus Hessen stellt sich der Aufgabe in Sachsen, Schopper aus Stuttgart in Berlin, in Hamburg der bayerische Minister Piazolo undsoweiter. 
Vorbild wäre  Roman Herzog, der als Kultusminister in Stuttgart 1980 eine Lateinklausur mitschrieb.  Politische Heimat war wohl Baden-Württemberg, aber Herzog war natürlich: gebürtiger Bayer, was angesichts dieser Demonstration  bei Seneca-Text nicht überrascht. Also nun: Abi mit allen KuMis?  - Zweitrangig, wer da welche Bestnote erreicht, aber über Inhalte wird dann anders gesprochen. 
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Roman Herzog, damals Kultusminister von Baden-Württemberg, promovierter Jurist und Professor für Staatsrecht und Politik, zog 1980 noch einmal ins Abitur. Um an Geist und Körper zu ermessen, was die Abiturienten Baden-Württembergs in diesem Jahr leisten mussten, setzte sich der Minister  zu den elf Latein-Abiturienten des Stuttgarter Karlsgymnasiums und übersetzte einen Seneca-Text: »Quid est praecipuum in rebus humanis?« ("Was ist das Wichtige im menschlichen Leben?").

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